CaptainBob ESTD 1978

Röhrenverstärker Basics

Die typischen Vorstufenröhren in unseren Amps sind Doppeltrioden, haben also zwei Triodensysteme, vereinfacht gesagt: "zwei Röhren in einem Glaskörper". Das Bild zeigt nun eine solche Verstärkungsstufe (Gainstage) und zeigt die typischen Elemente die wir an solchen Stufen finden. Einige Elemente (z.b. Kathoden Bypasskondensator) sind optional, andere essentiell für die Funktion. Nachfolgend werde ich erklären was die einzelnen Bauteile machen und vor allem wie sie den Sound des Amps beeinflussen können. Bitte nehmt diese Informationen nicht als "in Stein gemeißelt", denn auch andere Stellen im Amp beeinflussen den Sound und erst alles zusammen ergibt das Gesamtbild.

typische Gainstage

Anodenwiderstand:

Ihr wisst ja dass in Röhrenamps sehr hohe Spannungen existieren und über diesen Widerstand kommt genau diese Spannung zur Triode. In den gängigen Amps ist der Wert 100K, aber in manchen Amps ist der Wert auch höher. Ein höherer Wert führt zu dunklerem Sound und mehr Verstärkung. Die Eingangsstufe von so ziemlich allen Soldano's (aber auch Recto, 5150, Cobra, etc) haben hier 220K. Jose Basierende Mods und Amps (friedmann, fortin, etc.) verwenden 330K, oder gar 470K.

Kathodenwiderstand

Dieser Widerstand stellt Bias der Triode, in Abhängigkeit von B+ Spannung und Anodenwiderstand ein. Er ist aber auch maßgeblich für das Clipping: Wenn hier angenommen 1.5K "Center" ist, die Triode also am meisten Headroom hat, beginnen beide Halbwellen bei übersteuerung gleichmäßig (symmetrich) zu clippen. Eine Erhöhung des Wertes (z.B. 2.2K, 2.7K, 4.7K, 10K, oder gar 39K) ist kälter (weniger Gain) und die untere Halbwelle clippt früher, das sogenannte "cut-off clipping" (Metal!) Eine Veringerung des Wertes (z.b. 1K, 820R, 680R) ist heißer (mehr Gain) und die obere Halbwelle clippt früher, das sogenannte "grid current clipping".

Kathoden Bypasskondensator

Dieser Kondensator boostet Frequenzen (verringert den bauartbedingten Gegenkopplungseffekt der Triode), je Größer der Wert des Kondensators, desto tiefere Frequenzen werden mit geboostet. Eine Stufe mit 100K an der Anode, 1.5K an der Kathode und 1M Gitterableitwiderstand hat eine Verstärkung von ca. 30. Die selbe Stufe mit zusätzlichem 22uF Kondensator parallel zum Kathodenwiderstand hat eine Verstärkung von ca. 60. Kleine Werte (z.B. .68u) boosten nur die Hochmitten und Höhen, hohe Werte (z.B. 22u) boosten auch Bässe bis im extrem tiefen Bereich. Durch das fehlen des Gegenkopplungseffekts wird das Clipping auch weniger linear, die Stufe lässt sich leichter Clippen bringen.

Koppelkondensator

Dieser Kondensator filtert die hohe DC-Spannung, die nötig ist damit die Röhre funktioniert. Der Kondensator lässt also nur das AC-Ausdiosignal durch. Aber der Koppelkondensator ist mit dem folgendem Ableitwiderstand, oder Teiler (z.B. Gainpoti), auch Teil eines Hochpassfilters. Größer Wert = mehr Bass, kleiner Wert = weniger Bass. Klassisch finden wir Werte wie 22nF in zerrenden Verstärkern und 100n in vielen cleanen Verstärkern oder Kanälen. Modernere "tighte" Amps verringern diesen Wert an der Eingangsstufe noch weiter um Matsch zu vermeiden und eine schnelle Ansprache, sowie einen "tighten" Bass zu erzielen. Beispiele: 2.2n (Bright Marshall, Jose), 1n (Rivera KTre, Diezel und auch meine Amps) und manche Amps gehen sogar runter auf 470p (5150), oder 270p (Elan Metalhead) um noch fokussiertere Distortionsounds zu ermöglichen.

Gitterwiderstand

Dieser Widerstand bildet zusammen mit der Kapazität der Triode (Millerkapazität) einen Tiefpassfilter um vor allem Radiofrequenzen zu filtern. Klassisch finden wir hier 68K, aber auch 34K. Moderne Amps verwenden kleinere Werte wie 22K, oder verzichten komplett auf diesen Widerstand. Heute kommt man damit oft durch, da auch das Instrumentenkabel einen Widerstand besitzt. Dieser Widerstand ist aber nicht nur an der Eingangsstufe nützlich, sondern wird auch gerne an anderen Stufen verwendet um Höhen zu filtern, aber er verringert auch Blocking-Distortion und dank der Filterwirkung, auch Oszillation.

Gainpoti / Teiler

Ein Poti ist ein regelbarer Spannungsteiler. Was ein Spannungsteiler ist? Beispiel: Wir nehmen ein lineares 1M Poti welches auf 50% eingestellt ist, so dass 500K gegen Masse gehen und 500K im Signalweg liegen. Dieser Teiler lässt nun nur noch halb so viel Spannung durch (z.B. 1V rein, 0,5V raus). Das Gainpoti (aber auch feste Spannungsteiler) erfüllt in unseren Amps mehrere Aufgaben: Man regelt wie viel Signal-Spannung zum Eingang der nächsten Stufe kommt, aber es bildet auch zusammen mit dem Koppel-Kondensator den Hochpassfilter. Der obere Teil, des Teilers, der im Signalweg, dient aber auch zusätzlich als Gitterwiderstand für die nächste Stufe und filtert somit Höhen. Das ist auch der Grund warum wir an Gainpotis, sowie in einigen Gitarren auch an Volumepotis, einen kleinen "Bleeder" Kondensator finden, der in niedrigeren Einstellungen des Potis die Höhen "vorbeischmuggelt" und so den SOund weniger dumpf macht.